In Hannover hat man dem beliebten Tagesschausprecher Karl-Heinz Kröpcke eine Uhr geschenkt, und es ist erschreckend, dass dem Landesvater sein treues Volke sich seiner angeblich hohen Sprache rühmt, wo es doch den Genitiv selbst nicht richtig anwendet. An der Küste gibt man ihn derweil einfach als gutgemeinten Imperativ den Wattwanderern mit.
Ich war fünf Mal in Niedersachsen und immer wegen Frauen.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich Baden-Württemberg eigentlich immer nur wegen Frauen verlassen. Ach, wären Frauen nicht das wohl faszinierendste Rätsel der Menschheitsgeschichte, das zu ergründen ich noch immer versuche und in fast schon routinierter Regelmäßigkeit scheitere, ich säße bis heute in meinem Kinder- und Jugendzimmer, überlegte, wo Corey Hart und F. R. David ihre Sonnenbrillen kauften, starrte auf den Bravo-Starschnitt von Shakin‘ Stevens und übte die korrekte Aussprache des stimmlosen palatalen Frikativs.
Ich habe am Telefon unzählige Gespräche mit Telekom-Mitarbeiterinnen in einem Callcenter in Norddeich geführt. Ich weiß, dass Supermärkte in Emden auf acht Regalmetern Korn und nur auf einem Wein anpreisen. In Greetsiel gibt’s Tee und Fisch. Zwischen der Flachländigkeit Ostfrieslands und der Hügelbrüstigkeit seiner Bewohnerinnen gibt es keinen Zusammenhang, hierbei spielt einzig die Genetik eine Rolle. „Flut“ bezeichnet einen Zeitraum, „Hochwasser“ einen Zeitpunkt, von Stade nach Buxtehude sind’s ungefähr 26 Kilometer, und ohne Gegenwind kippt der Niedersachse um. (Außerdem verdanke ich meinen zweiten Vornamen meinen Vorfahren aus Jever, deren Existenz allerdings wegen Verhaltensauffälligkeiten aus dem kollektiven Familiengedächtnis gestrichen wurde.)
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich zwar von Frauen nicht den Anflug eines Ansatzes einer Ahnung des Verstehens habe, aber dennoch nach fünf Aufenthalten in Hannover, Ostfriesland und dem Harz zu so etwas wie einem Experten für Niedersachsen geworden bin, was mir ein kurzer Test bei Spiegel Online auch bestätigt. Daher wäre es nur recht und billig, wenn ich eine fundierte, durch das Studium zahlreicher Quellen erschlossene und allgemeingültige Wahlempfehlung aussprechen würde. Doch die Demut, die sich in meinem Hasenherzchen ein heimeliges Plätzchen hergerichtet hat, und mein Wissen um sie verbieten mir das.
Jedoch: Egal, ob der Islam nun zu Deutschland gehört oder nicht, die AfD wird sicherlich nichts tun, damit der Kirchturm in Suurhusen nicht umfällt. Egal, ob die Energieversorgung gesichert ist oder nicht, die AfD wird sicherlich nichts tun, um den Wirtschaftsstandort Wilhelmshaven zu erhalten. Und egal, ob irgendwo Krieg ist oder nicht, die AfD wird sicherlich nichts tun, um Frieden zu schaffen, ihn zu fördern oder ihn zu erhalten, nicht den militärischen und schon gar nicht den sozialen. Die AfD macht nämlich gar nichts – außer Theater, Drama und Radau. Die AfD schimpft, sie lügt und hetzt auf. Es geht ihr nicht um Lösungen. Genau wie manchen „Journalist*innen“.
Ich habe nicht viel Ahnung von Frauen. Aber von Rechten.